Volles Programm, Vollgas und dann Hängematte: André Lorenzetti

Am Gymnasium Kirchenfeld kennen ihn alle: André Lorenzetti, den Rektor der Schule. Jede*r Schüler*in sieht ihn ab und zu auf den Gängen und grüsst ihn freundlich. Aber wer ist der Mann eigentlich, der die Geschicke des Gymnasiums Kirchenfeld leitet? Ein Team von 3 Reporter*innen hat André Lorenzetti durch einen Arbeitstag begleitet

André Lorenzetti mit seinem Liegevelo vor einem Eingang des Gymnasiums Kirchenfeld; Foto: Melinda Widler
André Lorenzetti mit seinem Liegevelo vor einem Eingang des Gymnasiums Kirchenfeld; Foto: Melinda Widler

Es ist 5.45 Uhr in Oberdiessbach, als André Lorenzettis Wecker klingelt. Da der Rektor des Gymnasiums Kirchenfeld ca. 25 Kilometer von Bern entfernt wohnt, hat er einen ziemlich langen Arbeitsweg. Damit der Sport nicht zu kurz kommt, fährt er 45 Minuten mit seinem eleganten Liegevelo zum Gymnasium Kirchenfeld. Lorenzetti ist jeweils einer der ersten, die im Schulhaus sind. Wenn er im Büro ankommt, liegt bereits ein Berg Pendenzen auf dem Schreibtisch, den er heute abarbeiten sollte. Der Rektor hat aber nur begrenzt Zeit, denn seine Assistentin hat bereits viele Termine für den Tag eingeplant. Um in eine gute Arbeitsstimmung zu kommen, spielt Lorenzetti gerne Musik ab. Er kann aber zum Arbeiten nur Musik hören, die er kennt und bei denen er nicht auf die Lyrics achtet. Zuerst ordnet Lorenzetti alle Pendenzen und erstellt dann einen Zeitplan, um die Lücken zwischen den Terminen effektiv nutzen zu können. Diesen Zeitplan inklusive Pausen hält er sehr genau ein, nach der einberechneten Zeit müssen die Pendenzen jeweils abgearbeitet sein. Er könne, wie wohl alle Menschen, die Dinge noch besser machen, aber die Zeit, die ihm zur Verfügung stehe, bestimme die Qualität seiner Arbeit, meint Lorenzetti

Als die Schulglocken erstmals läuten, beginnt die Rektoratssitzung (mit Alicia Salas, der Assistentin der Schulleitung, und Jacqueline Weber, seiner persönlichen Assistentin). Die Sitzung dient dem Austausch und Klären von anstehenden Fragen. «Wir befürchten stets, in der Aufgaben- und Terminflut etwas zu verpassen», meint Lorenzetti. Deshalb bemühe sich die Schulleitung stets um ein gutes Pendenzen- und Projektmanagement. Der Rektor ist viel beschäftigt und gefragt, der Kalender ist dementsprechend eng getaktet und Freiraum muss effizient genutzt werden. Ein Traktandum der heutigen Sitzung ist die Lohnmaschine, die Fehler in der Lohnauszahlung aufzeigt. Diese Fehler muss jemand beheben. Zudem muss Lorenzetti sich dringend mit einem disziplinarischen Fall auseinandersetzen. Es ist ihm daher wichtig, dass das reguläre Tagesgeschäft auch ohne ihn glatt läuft, damit ihm ausreichend Zeit für die Sonderfälle bleibt. Dafür bedarf es den wöchentlichen Rektoratssitzungen.

Austausch mit Schülerinnen und Schüler

Als nächstes geht es zu einem Klassenbesuch, dessen Ziel es ist, den Austausch zwischen Rektor und Schüler*innen zu pflegen. Beim heutigen Besuch steht eine MN-Klasse an. Gerade erklärt Lorenzetti den Schüler*innen seine Aufgaben als Rektor, was ihn momentan beschäftigt – «das Platzproblem und die Nachfolge in der Mensa stellen gerade die grössten Herausforderungen dar» – und wie er plant, die Probleme anzupacken. Von Schüler*innen, die zu spät ins Unterrichtszimmer schleichen, lässt sich Lorenzetti nicht ablenken, sondern reagiert nur mit einem kurzen «Guätä Morgä» und fährt seine Rede unbeirrt weiter. Nach der abschliessenden Fragerunde, bei welcher der Rektor gerne Rückmeldungen über sein Tun und Lassen entgegennimmt, gibt es eine kurze Verschnaufpause für ihn.

Lorenzetti während eines Klassenbesuchs; Foto: Melinda Widler
Lorenzetti während eines Klassenbesuchs; Foto: Melinda Widler

Am nächsten Tag wird wieder ein Klassenbesuch anstehen und dann noch einer, bis Lorenzetti alle sechzig Klassen des Gymnasiums besucht hat - ganz schön viele. Die Klassenbesuche gehören zu Lorenzettis Tagesprogramm, er legt viel Wert auf diese. Sie sind für André Lorenzetti eine echte Herzensangelegenheit, denn die «Schüler*innen sind mir noch ein bisschen wichtiger als die Lehrpersonen». Ein Vorteil dieser Klassenbesuche ist zudem, dass Lorenzetti so aus seinem Büro rauskommt und anderen Leuten begegnet. Diesen Kontakt mit anderen Leuten schätzt er an seinem Beruf enorm und was für ihn einfach dazugehört. Oft ist es sogar so, dass der Stapel auf seinem Schreibtisch am Ende des Tages nicht vollständig abgearbeitet ist, da der Rektor den ganzen Tag unterwegs gewesen und fast nie an seinem Schreibtisch gesessen ist. Der Tag hat einfach zu wenig Stunden für Lorenzetti.

Zum Mittagessen wird eine grosse Portion des Tages-Menus in der Mensa bestellt. Soll es mal etwas anderes sein, macht Lorenzetti einen kurzen Abstecher in die Migros an der Luisenstrasse. «Bei so einem Teriyaki-Sandwich läuft einem ja schon das Wasser im Mund zusammen», meint er. Wenn Lorenzetti gerade viel zu tun hat, isst er aber meistens im Rektoratszimmer.

Frisch gestärkt geht es zum Workshop «Umgang mit Belastungen», den er im Rahmen des Gesundheitstags des Gymnasiums leitet. In ebendiesem Workshop erklärt Lorenzetti, wie er mit Belastungsspitzen umgeht und gibt den Schüler*innen Tipps und Tricks für das Leben mit auf den Weg. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde werden die Teilnehmenden schon fast immer mit dem richtigen Namen angesprochen. Das Ansprechen mit korrektem Vornamen ist Lorenzetti wichtig, denn er möchte den Schüler*innen zu verstehen geben, dass er sie ernst nimmt und an persönlichem Kontakt interessiert ist. Nach dem Fachinput von Lorenzetti sollen die Schüler*innen das Gelernte auf fiktive Situationen wie auch auf Situationen des Rektors – die Mensanachfolge, schon wieder – selbst anwenden.

Lorenzetti hält sich auch hier strikt an seinen Zeitplan und als doch mal fünf Minuten überzogen werden, motzt er augenzwinkernd, weil die Schüler*innen ihn nicht darauf hingewiesen haben. Zum Schluss gibt es eine Take-Home-Message-Runde und Lorenzetti fragt nach Rückmeldungen zu seinem Workshop, damit er diesen fürs nächste Mal verbessern kann. Seine persönliche Take-Home-Message an die Schüler*innen ist: «Die Qualität der Arbeit wird durch die zur Verfügung stehende Zeit bestimmt.» Nach dem Workshop kann er nun auch diesen Punkt von seiner To-Do-Liste abhaken, was beim Rektor ein Gefühl der Genugtuung auslöst.

André Lorenzetti wurde am 22.Juni.1966 in Santander, Spanien, als Sohn eines Sekundarlehrers und einer Primarlehrerin geboren. Nach der obligatorischen Schulzeit machte er die Matura Typus C an der Kantonsschule Schaffhausen und studierte Mathematik, Chemie und Musik an der Universität und dem Konservatorium Bern. André Lorenzetti unterrichtete 16 Jahre an einer Volksschule, bevor er 2003 ans Gymnasium Interlaken wechselte. Dort stieg er bis zum Rektor auf, ehe er 2013 Abteilungsleiter MN am Gymnasium Kirchenfeld wurde. Seit 2022 ist er als Rektor das gesamtverantwortliche Mitglied der Schulleitung am Gymnasium Kirchenfeld. Zudem ist André Lorenzetti seit 2020 Vorsitzender der Konferenz der Schulleitungen der Agglomeration Bern (RAB) und seit 2021 Mitglied des Vorstandes der Konferenz der Schweizerischen Gymnasialrektor*innen (KSGR). Parallel dazu ist er immer noch im Militär als Kommunikations- und Managementtrainer tätig und leitet in diesen Funktionen mehrmals jährlich Krisenmanagementtrainings.

Die Findungskommision

Inzwischen ist für die meisten Schüler*innen der Schultag zu Ende. Nicht so aber für Lorenzetti. Jetzt steht nämlich noch eine Sitzung der Findungskommision für die Nachfolge der Mensa an, die in diesen Tagen wichtigste und dringendste Angelegenheit. Das Thema ist nicht ganz einfach. Es geht darum, eine neue Mensabetreiberin zu finden, da die bisherige Betreiberin, die Von Oettinger AG, auf Ende Schuljahr gekündigt hat. Es sind noch viele Fragen offen und der Prozess der Findung steht noch am Anfang, während die Zeit unermüdlich vorwärtsschreitet. «Es wäre nicht gut, wenn die Schüler*innen nach den Sommerferien am Morgen in der Mensa keine Schoggigipfeli bekämen», meint Lorenzetti. Dementsprechend konzentriert ist die Stimmung an der Sitzung. Niemand redet um den heissen Brei herum, man will vorankommen.

Lorenzetti in seinem Büro; Foto: Melinda Widler
Lorenzetti in seinem Büro; Foto: Melinda Widler

Was aber nicht heisst, dass Humor keinen Platz hat: Im Gegenteil, immer wieder ertönt Lorenzettis tiefes, volles Lachen, etwa nachdem er das Reportageteam als „rasende Reporter“ vorgestellt hat. Zudem fällt einem wie auch schon bei der Rektoratssitzung am Morgen, dem Klassenbesuch am Vormittag und dem Workshop am Nachmittag der Mix zwischen Standardsprache und Analogien und Bemerkungen auf Mundart auf. So hörten die Schüler während dem Klassenbesuch von ihm immer wieder: „Lorenzetti, sträng di a.“ Die Sitzung der Findungskommission für die Mensanachfolge ist eine rege Diskussion, jeder meldet sich zu Wort. Als Aussenstehende bekommen die „rasenden Reporter“ das Gefühl, diese Sitzung sei das, was Lorenzetti unter „Austausch fördern“ versteht. Ihm ist wichtig, dass alle ihre Meinungen offen kommunizieren. Zweimal meint er dann aber doch, er wolle diese spezifische Diskussion abbrechen. Es wirkt, als seien diese ihm zu banal. Ein Punkt ist für den Rektor aber sehr klar: Trotz der komplizierten Situation ist es wichtig, dass alle Verfahren korrekt wie vom Kanton vorgegeben ablaufen.

«Die Qualität der Arbeit wird durch die zur Verfügung stehende Zeit bestimmt.»

André Lorenzetti

Nach einem ersten offenen Teil der Sitzung werden jetzt Kärtchen mit Muss- und Kann-Bedingungen für die neue Mensa geschrieben. Sein Blick nimmt immer wieder nachdenkliche Züge an, dieses Preis-Leistungs-Verhältnis sei schon ein Dilemma, raunt er seinem Sitznachbar zu. Als kaum einer Kann-Bedingungen aufschreibt, meint er, er brauche noch mehr von jenen Kärtchen, die etwas mehr „Ghirnschmalz“ verlangen. Am Ende gibt es - wie so oft bei Lorenzetti - eine Feedback-Runde. Als ein Kärtchen von der Mehrheit kritisiert wird, zerreißt er es kurzerhand. Kaum ist die Sitzung für beendet erklärt, steht das Reporter*innenteam vor der Tür, denn zum Abschluss des Tages ist noch ein Interview vorgesehen.

Lorenzettis Antrieb

Als die letzten Schüler*innen das Schulhaus verlassen, geht ein anstrengender Tag auch für den Rektor zu Ende. Wird es Lorenzetti eigentlich nie zu viel? «Nein, und ich habe mein Frühwarnsystem kennengelernt. Wenn ich eine Woche lang jeden Morgen um fünf aufwache, dann ist etwas nicht mehr gut.» Das sei ihm aber schon lange nicht mehr passiert. Zudem findet er, er sei eigentlich nie gestresst, er habe nur manchmal sehr viel zu tun. Für Lorenzetti ist die Work-Life-Balance ein Quatsch: «Als ob man nicht leben würde, während man arbeitet. Das geht doch nicht, schon gar nicht an einer Schule!» Und auf die Frage, warum er denn nicht weniger arbeite, antwortet er: «Am Ende des Tages sind es die Menschen. Da sind ganz viele tolle Menschen in diesem Haus, für die es sich lohnt, sich zu engagieren.» Übers Jahr gesehen arbeite er trotz Schulferien tatsächlich etwas zu viel. Und er schiebt nach, er könne durchaus auch gut nichts machen. Für ihn heisst das, in der Hängematte liegen und lesen.

«Am Ende des Tages sind es die Menschen. Da sind ganz viele tolle Menschen in diesem Haus, für die es sich lohnt, sich zu engagieren.»

André Lorenzetti

Obwohl Lorenzetti den Job als Rektor liebt, gibt es natürlich auch Bereiche, die ihm weniger gut gefallen. Dazu gehören vor allem jegliche Arten von Trennungen, sei es von Schüler*innen oder von Lehrpersonen. Es helfe in solchen Momenten, den Schulleiter als Rolle zu betrachten, um unabhängiger entscheiden zu können. So falle es ihm einfacher, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Sowieso sei es ihm egal, was andere von ihm denken, denn er handle nicht für seinen Ruf. Jeder und jede dürfe erzählen über ihn, was er oder sie will. Einzige Bedingung: Das Gesagte stimmt.

Was ihm hingegen in seiner Funktion als Rektor sehr gut gefällt, ist die Vielseitigkeit der Aufgabenbereiche und die erforderliche Flexibilität. Er arbeitet einerseits oft mit Leuten im Schulhaus zusammen, mit Lehrpersonen, dem Personal und Schüler*innen. Andererseits vertritt er das Gymnasium nach aussen und setzt sich in anderen Gremien – Kommissionen, Verbände, Konferenzen – für das Gymnasium Kirchenfeld ein. Aktuell beispielsweise für bessere Platzbedingungen. So bringt jeder Tag auch etwas Neues mit sich. Das Schulleitungsteam plane die Tage zwar im Voraus, aber immer wieder klopfe es an der Türe und er müsse sich um etwas Unerwartetes kümmern, meint Lorenzetti.

Neben der Schule

Trotzdem, einen Ausgleich brauchen alle, die in der Woche auch mal siebzig Stunden arbeiten. In Lorenzettis Fall ist das einerseits die Musik. „Musik gibt mir mehr Energie, als sie mir nimmt.“ Wo er ist, ist Musik. Er leitet einen eigenen Chor, unterrichtet ein bis zwei Klassen in Musik und spielt Trompete in der Big Band des Gymnasiums. Und welche Musik gefällt ihm besonders? Bach, Jazz, Rock, Pop. „Ich hätte den Gymer nicht überstanden, wenn es die rote Platte von den Beatles nicht gegeben hätte.“ Heute hört er zum Arbeiten gerne Toto, speziell die Aufzeichnung des Livekonzerts in Paris im Jahr 2007.

Andererseits ist er auch sportlich aktiv. Diesbezüglich sei der Lockdown im Frühsommer 2020 ungünstig gewesen, als alle Fitnesscenter geschlossen waren. Zu seinem Sportprogramm gehört seither das Liegevelo. Wenn die Wetterverhältnisse und sein Stundenplan es zulassen, fährt er damit im Sommer und Winter zur Schule. Zudem ist er leidenschaftlicher Segler. Das Segeln auf dem Thunersee tue ihm gut, denn es schaffe die zuweilen nötige Distanz zu seinem Berufsalltag.

Lorenzetti in seinem Liegevelo; Foto: Melinda Widler
Lorenzetti in seinem Liegevelo; Foto: Melinda Widler

Inzwischen ist es spät und Lorenzetti will nun nach Hause. Auch das gemeinsame Abendessen mit seiner Frau hat für ihn einen hohen Stellenwert. „Das Abendessen ist die Zeit, wo wir zum Sprechen kommen.“ Eine abschliessende Frage liegt aber noch drin: Wo er den Gymer in fünf Jahren sieht und was seine Ziele bis dann sind. Ziel Nummer 1 sei und bleibe möglichst gute Rahmenbedingungen für die Schüler*innen zu schaffen. Aktuell gehe es darum, mehr Schulraum zu finden, denn der Gymer Kirchenfeld sei eigentlich viel zu klein für so viele Schüler*innen. Zusätzlich komme noch das 100-jährige Jubiläum des Gymnasiums Kirchenfeld im Jahr 2026 dazu. Es sei sein Ziel, hierfür ein schönes Fest zu organisieren. Zudem wolle er die Schulleitung so aufbauen, dass sie das Tagesgeschäft allein bewältigen könne und er als Rektor sich primär mit der Ressourcenplanung, dem „Aussenministerium“ und intern mit Sonderfällen beschäftigen könne. Also mit all diesen Fällen, die viel Arbeit und Flexibilität erfordern. Jene Fälle also, die wie geschaffen sind für Lorenzetti.

Sie haben ja viel gemacht in ihrem Leben. Wie genau hat Ihre Karriere angefangen?

André Lorenzetti: Ich habe nicht den Eindruck eine Karriere gemacht zu haben. Ich habe einfach immer „Ja“ gesagt und mich ab und zu angeboten. […] Ich habe auch nicht den Eindruck, Rektor sein sei etwas Besonderes. Es ist eine vorgegebene Rolle, in der in mich einigermassen, nein, sehr wohl fühle. Aber ich könnte auch andere Dinge machen und bin der felsenfesten Überzeugung, dass andere Personen diese Rolle ebenso gut oder sogar noch besser ausfüllen würden. Der Beginn meiner Rektorlaufbahn festzumachen ist fast unmöglich, denn vermutlich sind alle Erfahrungen mehr oder weniger wertvoll gewesen, um diese spannende Arbeit jetzt machen zu können.

Sie sind im Militär immer noch sehr aktiv, sind gleichzeitig Rektor und Musiklehrer, spielen Trompete haben einen eigenen Chor. Wie bringen sie da alles unter einen Hut?

Also ehrlich gesagt: gar nicht: Der Tag hat zu wenig Stunden, die Wochen zu wenig Tage, das Jahr zu wenig Wochen. Es ist wirklich schwierig genug Zeit für alles zu finden. Daher geht es darum, innerhalb eines Jahres eine vernünftige Balance zu finden. Die Monokultur tut mir nicht gut und deshalb sorge ich in der langfristigen Planung dafür, dass meine Tätigkeiten einigermassen ausgeglichen sind.

Würden sie sagen, dass Sie als Rektor eher ein Einzelkämpfer oder ein Teamplayer sein müssen?

Unbedingt beides. In gewissen Situationen ist man als Rektor*in allein, einsam, auf sich selbst gestellt. Das muss man aushalten können. Noch besser ist es, wenn dieser Zustand einem auch gefällt. Und dann ist man gleichzeitig Teamplayer. Wir sind 10 Rektor*innen im Kanton Bern, die ein Team bilden. Wir sind hier ein Team und arbeiten intensiv zusammen. Deshalb unbedingt beides. Und das Gute ist, ich bin für beides -Einzelkämpfer und Teamplayer- ausgebildet.

Sie besuchen ja viel auch die Schülerinnen, wie wichtig ist das Ihnen?*

Das ist mir enorm wichtig, denn die Schüler*innen sind das Wichtigste an der Schule. Ich habe gehört, dass Leute im MN-Lehrerzimmer gefragt haben sollen: „Ja, interessiert der sich überhaupt für uns? Der geht ja immer nur zu den Schüler*innen.“ Ja, ich interessierten mich auch für die Lehrpersonen! Aber tatsächlich sind mir die Schüler*innen noch ein bisschen wichtiger. Denn wir alle, auch die Lehrpersonen, sind ja da, damit die Schüler*innen ihre Ziele erreichen können.